Meisterwerkekatalog
Das umfangreiche Buch aus dem Michael Imhof Verlag bietet ein einzigartiges Panorama des reichen Bestandes an Kunst- und Kulturgütern der Städtischen Sammlungen. Erstmals wird nun die Sammlungsqualität des Lessing-Museums, des Sakralmuseums St. Annen, der Stadtgeschichte im Malzhaus sowie des Stadtarchivs anhand von achtzig ausgewählten Objekten der europäischen Kunst -, Literatur- wie Geistesgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart vorgestellt. Gerade mit ihren verschiedenen sich ergänzenden Schwerpunkten verfügen die Städtischen Sammlungen über eine überregional bedeutende wie vielfältige Kunst- und Objektüberlieferung.
So präsentiert der Katalog beispielsweise originale Handschriften des Ablasspredigers Johannes Tetzel, des Reformators Philipp Melanchthon, des Astronomen Tycho Brahe, der Dichter Gotthold Ephraim Lessing und Johann Wolfgang von Goethe sowie Druckgrafiken und Gemälde aus der Zeit Lucas Cranachs d. Ä. Ferner werden einmalige bemalte Glasgefäße, mittelalterliche Urkunden, Inkunabeln und humanistische Drucke der Renaissance, Gemälde des 18., 19. und 20. Jahrhunderts, eine repräsentative Plakatsammlung der Zeit zwischen 1925 und 1990 und ein feiner Bestand an moderner und zeitgenössischer Kunst, maßgeblich auf Papier, vorgestellt. Vertreten sind beispielweise Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern wie Claudia Berg, Tony Franz, Angela Hampel, Horst Janssen, Michael Klipphahn, Gottfried Zawadzki sowie von Georg Baselitz.
Wissenschaftlich besprochen werden darüber hinaus die spätmittelalterlichen Schnitzaltäre und die sakrale Bildhauerkunst böhmisch-schlesischer Prägung, die als Dauerleihgaben der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Kamenz im Sakralmuseum St. Annen präsentiert werden. Kurioses wie eine reliquienartige Haarlocke Lessings, des großen Sohns der Stadt, rundet die acht Jahrhunderte umfassende Objektgeschichte ab. Verfasst wurden die Beiträge von Thomas Binder, Sören Fischer, Matthias Hanke, Sylke Kaufmann, Ragnit Michalicka, Carsta Off, Birka Siwczyk und Christian Tausch.
Ermöglicht wurde der Katalog, der über die Städtischen Sammlungen Kamenz, über den Michael Imhof Verlag sowie über den Buchhandel zu erwerben ist, durch die Förderung der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen an den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, der Ostsächsischen Sparkasse Dresden sowie des Vereins der Freunde und Förderer der Städtischen Sammlungen Kamenz e.V.
Kleine Schriften
Egbert Kasper (geb. 1957 in Görlitz), der sich in den zurückliegenden 30 Jahren durch ein reges Kunstschaffen, zahlreiche Ausstellungen und Publikationen eine charakterstarke, individuelle Position innerhalb der Kunst der Oberlausitz erarbeitet hat, widmet sich neben der Druckgrafik und Installationskunst im besonderen Maße der Kunst der Zeichnung. Gerade sie entwickelte der Künstler zu einem Medium, das den Betrachter in verrätselte Zwischenwelten von Naturwesen führt.
Das Papier wird bei Kasper zu einem Ort der assoziativen, mal gegenständlichen, dann wieder abstrahierten, auch poetische Annäherung an die Welt. Die graphischen Strukturen, die sich in die Tradition der Zeichnung eines Gerhard Altenbourg, Carlfriedrich Claus sowie des informellen Wols einschreiben und zugleich doch ein eigenständiges Universum bilden, wachsen dabei über das Papier und orientieren sich an organischen amorphen Formen. Sie verdichten sich zu werdenden und zugleich vergehenden Figuren, um sich sogleich wieder aufzulösen. Sie bleiben ständig in Bewegung, als wären sie skeptisch, ob sie dem eben erst aus ihrem Zusammenspiel geformten Abbild trauen dürften. Immer wieder sind es fantasievolle hybride Wesen, die einem in den Zeichnungen begegnen. Vieles bleibt dabei anregend unklar – ebenso wie die lyrischen, offen gestalteten Bildtitel –, manches Motiv verharrt grotesk in seiner chaotischen, scheinbar unnatürlichen Durchmischung in feinen bis feinsten Strichen.
Der Landkreis Görlitz und die Städtischen Sammlungen der Lessingstadt Kamenz würdigen das Schaffen des in Kamenz lebenden Künstlers mit der vorliegenden Publikation. Zu Ehren des 60. Geburtstags von Kasper bietet das Buch erstmals einen Überblick über sein zeichnerisches Werk, das er seit den frühen 1990er Jahren konsequent entwickelt hat.
Bereichert wird der Katalog durch zwei kunsthistorische Essays von Dr. Holger Birkholz und Dr. Sören Fischer.
Mit der Veröffentlichung der 95 Thesen und weiterer kritischer Schriften durch Martin Luther begann vor 500 Jahren die Reformation. Aber nicht nur Texte waren für deren raschen Erfolg von hoher Bedeutung, auch die Macht der Bilder erfuhr in diesem ideologischen wie konfessionellen Kampf eine bis dahin kaum gekannte Relevanz. Kern der neuen lutherischen Theologie war die Lehre von der Rechtfertigung des Menschen. In dieser entwickelte der Reformator auf Basis des biblischen Römerbriefes das Konzept, dass der Mensch allein durch den Glauben an Christus errettet werde. Es war Lucas Cranach der Ältere, der diese reformatorische Erkenntnis vom Text in das Medium des Bildes überführte. Das Thema „Gesetz und Gnade“ stellt die Erlösung des Menschen als allegorisches Lehrbild dar und zählt zu den erfolgreichsten Bilderfindungen des 16. Jahrhunderts. Cranachs Fassungen befinden sich heute in großen namhaften Museen.
Es spricht für die überregional bedeutende Qualität der Kamenzer Kunstschätze, dass auch das Sakralmuseum St. Annen eine besonders kostbare Version dieses Themas bewahrt. Gemalt wurde das Bildpaar „Gesetz und Gnade“ vom Schneeberger Maler und Cranach-Schüler Wolfgang Krodel dem Älteren im Jahr 1542. Mit dem Katalog wird dieses Bildpaar nun erstmals ausführlich vorgestellt und mit zahlreichen kostbaren Leihgaben aus der Reformationszeit (u.a. Druckgrafiken und Buchillustrationen der Cranach-Werkstatt) in Beziehung gesetzt. Verschiedene Beiträge beleuchten die kunsthistorischen wie historischen Aspekte der Krodel-Gemälde. Durch die Kooperation mit dem international ausgerichteten Cranach Digital Archive ist es dank neuer Infrarotuntersuchungen auch zum ersten Mal möglich, die Spuren des Malprozesses sichtbar zu machen. Der Katalog lädt zu Entdeckungen ein, die die bis heute gültigen Inhalte der Reformation erfahrbar machen.
Dietmar Hommel (geb. 1936 in Dresden) ist in der Oberlausitz seit über 40 Jahren als Maler aktiv. Mitte der 1970er Jahren aufgrund von ideologischen Differenzen zur offiziellen Staatsdoktrin aus dem Beruf gedrängt, lebt und arbeitet der diplomierte Philosoph als freischaffender Künstler im sächsischen Ort Schwepnitz. Bereits früh setzte eine intensive bildkünstlerische Auseinandersetzung mit Motiven aus dem Alltags- und Arbeitsleben in der DDR ein. Beeinflusst von seinem Lehrer und Mentor Fritz Tröger entstanden eindrucksvolle, feinmeisterliche Zeichnungen von Maschinen, Landgeräten und Menschen. Landschaften und Stadtansichten, die auch als Hommage an die Oberlausitz gelesen werden können, kamen später hinzu. Der Fall der Mauer 1989 und die mit ihm einsetzende Reisetätigkeit Hommels hatten dann einen grundlegenden Niederschlag in seinem Werk. Die seit dieser Zeit primär in der von ihm bevorzugten Aquarellmalerei und Bleistift ausgeführten Bilder zeigen mit einem künstlerischen wie touristischen Blick die Menschen des Mittelmeerraumes, Architekturen aus Marokko, Reisende in Frankreich, Gläubige in Jerusalem, die Ruinen des Alten Roms, Kirchen des Baltikums. Der Katalog, der zu Ehren des 80. Geburtstags Dietmar Hommels im Rahmen der gleichnamigen Sonderausstellung von den Städtischen Sammlungen Kamenz herausgegeben wurde, führt erstmals zahlreiche Reisebilder der jüngsten Schaffenszeit mit ihren mal dokumentarischen, dann wieder fantasievoll konstruierten Kompositionen und Weltsichten auf Religionen und Kulturen zusammen.
In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Bildende Künste Dresden und den Städtischen Museen Zittau widmen sich die Klosterkirche und das Sakralmuseum St. Annen in der Sonderausstellung Kreuzigungen: Meisterschüler in Dialogen mit Beckmann, Corinth, Dalí, Slevogt und Hrdlicka im Jahr 2015 erstmals der Kreuzigung als eines der zentralen Themen der Kunstgeschichte.
Der Katalog führt aus dem Bestand der Städtischen Museen Zittau herausragende Druckgrafiken zusammen und vereint sie in visuellen und motivischen Dialogen mit speziell für dieses Projekt geschaffenen Arbeiten von Kristina Berndt, Caroline Günther, Michael Klipphahn sowie Winnie Seifert, allesamt Meisterschüler in der Klasse von Prof. Ralf Kerbach an der Hochschule für Bildende Künste Dresden.
Für die Annäherung an das kanonische Thema der Kreuzigung wählten die Meisterschüler sich ergänzende Darstellungsweisen, die in ihrer Vielfalt zugleich die gestalterische Bandbreite wie Ausdruckskraft der Kunst des 21. Jahrhunderts im sakralen Kontext vor Augen führen.
Die Künstlerin Susanne Hanus (geb. 1975) beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren mit Verstrickungen. Die Kunst der Zeichnung erobert in diesen Arbeiten, die mit ihren gespannten und sich überkreuzenden Wollfäden mal an Netze, mal an Architekturen erinnern, den Raum. Auf Einladung der Klosterkirche und des Sakralmuseums St. Annen in Kamenz arbeitete die Künstlerin 2015 erstmals in einem gotischen Kirchengebäude. Die Publikation dokumentiert diese temporäre Installation und macht sie über die Ausstellungszeit hinaus erlebbar.
Katalog des Sakralmuseums
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